„Mein rechter, rechter Platz ist frei …“: Was uns an Spiele unserer Kindheit erinnert, hat Einzug ins Büro gehalten. Obwohl Mitarbeitende nach der Pandemie wieder ins Corporate Office kommen können, sehen wir viele verwaiste Büros. Warum sollen Beschäftigte eigentlich überhaupt ins Büro kommen?
Zusammensitzen heißt nicht zusammenarbeiten
Dass Kollegen nebeneinander sitzen heißt nicht, dass sie besser zusammenarbeiten. Mitarbeitende aus Prinzip und mit Zwang zurück ins Büro zu holen, geht in der Regel nach hinten los, was uns Apple und die Allianz-Re eindrucksvoll bewiesen haben. Die Frage ist also: Welche Probleme sollen gelöst oder vermieden werden? Und ist die Rückkehr ins Büro dafür die beste Antwort?
Lasst uns versuchen, ein paar Antworten zu finden: Schon in den 1970er-Jahren zeigte Prof. Allen auf, dass Menschen, die sich räumlich nahe sind, häufiger miteinander kommunizieren. Der positive Einfluss von Kommunikation ist hinreichend bekannt. Spannenderweise wurde in Folgestudien gezeigt, dass sich diese Korrelation von räumlicher Nähe und Kommunikationsintensität durch digitale Tools nicht verändert hat. Wir kommunizieren mit Menschen, die wir häufiger sehen, mehr, auch digital.
"Ein gutes, schönes Büro allein wird keinen ausreichenden Sog zurück ins Büro erzeugen.“
Darüber hinaus wissen wir, dass über 90 Prozent einer Botschaft nonverbal übermittelt werden, durch Tonalität, Gestik und Mimik. Ebenen, die im Digitalen nur begrenzt zur Verfügung stehen. Insbesondere bei wichtigen, emotionalen oder kreativen Themen ist es jedoch wichtig, alle Ebenen der Kommunikation zu nutzen. Hierfür ist der synchrone Austausch, zum Beispiel im Büro, weiterhin der beste Kanal.
Warum aber kommen die Mitarbeitenden nicht ins Büro? Fehlen die Anreize oder können sie zu Hause besser arbeiten? Ist es Bequemlichkeit? Fahrzeit? Flexibilität?
Arbeit hat sich vom Ort entkoppelt
Das Büro hat Konkurrenz bekommen. Funktionalität, Qualität und Atmosphäre müssen überzeugen, damit sich der Weg dorthin lohnt. Wer stellt sich schon freiwillig in den Stau oder wartet auf die verspätete Bahn, um in einem tristen, lichtgrauen Großraumbüro Videokonferenzen abzuhalten und von lautstarken Kollegen aus dem Fokus gerissen zu werden?
Was muss das Büro künftig bieten? Zunächst einmal muss das Arbeiten dort funktionieren. Wer sich mit Ansätzen wie dem Activity-Based-Working beschäftigt hat, weiß, dass das „alte Büro“, bestehend aus Schreibtisch und Besprechungsraum, die Studierendenbude (Ein-Raum-Apartment und Bad) unter den Büros ist.
Durch zusätzliche Orte, die verschiedene Tätigkeiten unterstützen, gewinne ich einen Mehrwert. Und dennoch: Ein gutes, schönes Büro allein wird keinen ausreichenden Sog zurück ins Büro erzeugen. Im Rahmen der Personalentwicklung wird es wichtig zu lernen, remote zu arbeiten, digital zu kommunizieren und in flexiblen Bürostrukturen effizient zu arbeiten, um Vor- und Nachteile der jeweiligen Arbeitsweisen und -orte beurteilen zu können.
In meinen Augen ein Game-Changer
Der Perspektivwechsel von mir als Einzelperson hin zum Team. Wie kann mein Team die besten Ergebnisse erzielen? Lasst eure Teams (das ganze Unternehmen ist zu abstrakt) gemeinsam entscheiden, wann es Sinn macht, zusammenzukommen und bindende Guidelines entwickeln. Denn das Team ist eine Einheit, in der wir instinktiv gefallen wollen und kompromissbereit sind.
Was dafür spricht? Eine Studie von D&S hat gezeigt, dass Mitarbeitende häufiger ins Büro kommen, wenn sie frei entscheiden können, wie oft sie kommen. Setzt man ihnen eine Obergrenze, wird diese meist ausgeschöpft. Wenn wir uns an die Gründe erinnern, warum Mitarbeitende zurück ins Büro kommen sollen, so dient das Büro der synchronen Kommunikation auch auf nonverbalen Kommunikationsebenen und fördert informellen Austausch.
Hybride Meetings gestalten sich stets schwierig und funktionieren vorwiegend nur, wenn es um reine Informationsweitergabe geht. Wir sollten uns dessen bewusst sein. Die digitale Kommunikation bildet in hybriden Teams das Rückgrat, das remote und vor Ort Arbeitende zusammenhält. Sie ist enorm wichtig geworden, auch für den informellen Austausch. Denn Teams, die viel informell kommunizieren – digital wie analog –, sind im Schnitt 33 Prozent produktiver, so das MIT Media Lab.
Remote-Arbeit ist gekommen, um zu bleiben – lasst uns das Beste aus beiden Welten nutzen, um besser zusammenzuarbeiten.
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